Beratung für Unternehmen

Wenn der Kommunikationscoach klingelt 

Das Unternehmen steckt in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Es ist Samstagmorgen und die Belegschaft hat sich versammelt, denn heute kommt ein Coach und alle wollen offen über die Lage sprechen. Der Chef ist guter Dinge, setzt darauf, das Unternehmen durch diese Maßnahme wieder in gesundes Fahrwasser zu bekommen. Der Coach stellt sich vor und gibt Aussicht auf die Geschehnisse des Tages. Über den Vormittag wird teils mit allen, teils in Gruppen besprochen, was denn so Stand der Dinge ist, wo die Probleme liegen und was sein müsste, damit alles gut ist. Die Stimmung ist gut, alle verstehen schnell, worum es geht. Die bereitgestellten Whiteboards füllen sich mit einzelnen Punkten. Mögliche Punkte: Abteilung A weiß nicht, was Abteilung B den ganzen Tag tut, die Mitarbeiter wissen nicht, was die Führung strategisch plant, die Führung möchte, dass Probleme offen angesprochen werden und nicht nur hinten rum gemeckert wird, gegenseitige Aufforderung, Verantwortungen zu übernehmen, notwendige Prozessumstellungen, Firmenphilosophie. Der Workshop ist ein voller Erfolg, es fiel allen leicht, die Einzelpunkte zusammenzutragen. Warum auch nicht? Die meisten Mitarbeiter kennen das Unternehmen und ihren Job und zu den meisten Punkten ist allen klar, wie es sein sollte. Ok, einige Mitarbeiter waren stiller als andere, doch in den Gruppen haben sie sich beteiligt. In kleineren Gruppen fühlen sie sich wohl sicherer. Zum Abschluss des Workshops wird zusammengefasst, was alle gemeinsam erarbeitet haben. Es herrscht inzwischen ein intensiveres Wir-Gefühl. Die Kollegen verabschieden sich, der Chef lächelt und spricht noch kurz mit dem Lagermitarbeiter, langsam leert sich der Parkplatz. 

Zwei Wochen später. Im Verkauf tuscheln zwei Kollegen, die Leute aus dem Einkauf seien schon wieder zu blöd und der Chef hat ja auch keine Ahnung, wie das hier mit den Kunden wirklich läuft. Im Lager wird der Kopf geschüttelt, warum wieder ein Haufen Kohle in ein Produkt gesteckt wurde, zu dem der Außendienst nicht weiß, dass es überhaupt existiert. Der Chef regt sich auf, dass gestern drei Aufträge nicht mehr bearbeitet worden sind und ermahnt, dass das „drüber sprechen“ jetzt mal aufhören muss und die Dinge erledigt werden müssen. Nur zwei Wochen zwischen einer vermeintlichen Einigkeit und einer Situation, wie sie bereits vor dem Workshop war. Was ist geschehen und was ist nicht geschehen? 

Wer von zu Hause zum Einkaufen möchte, darf auf dem Weg dorthin nicht vergessen, seine Wohnungstür zu öffnen, sonst gibt es eine Beule am Kopf. 

Ein Workshop kann einen wertvollen Beitrag leisten, um zu schauen, ob die Gruppe gleiche Voraussetzungen und Ziele sieht. Doch wenn in Krisenzeiten so ein Workshop den Anschein hat, besonders gut zu laufen, liefert er den Hinweis, dass er recht wenig bringen wird. Wenn doch allen so schnell klar ist, wie alles sein sollte, darf hier gefragt werden, warum nicht bereits alles so war. Was also verhindert, dass alles bereits dem Ziel entspricht? In den Verhinderungen liegt der erste Schritt zu Veränderungen. Es ist ein großer Unterschied, ob eine Workshopgruppe feststellt, ein Mitarbeiter müsse dem Chef sagen, mit welchen Dingen er sich unwohl fühlt oder ob der Mitarbeiter es wirklich tut. Die meisten Mitarbeiter haben Angst davor, denn sie wissen nicht, wie der Chef reagiert und mindestens unterbewusst haben sie das Risiko bei sich, ihren Job zu verlieren, sollte der Chef sie als unpassend einstufen. Hier beginnt der Schutzmechanismus. Der Mensch neigt zu Schauspiel, Unehrlichkeit, und sobald er sich durch Ehrlichkeit riskiert, droht sein sicherer Raum zu verschwinden. Also wartet jeder, dass ein anderer den ersten Schritt tut. 

Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus 

Erwarte ich von jemandem Ehrlichkeit, so sollte ich mich fragen, ob ich selber ehrlich bin. Bin ich es nicht, so merkt es der andere, selbst, wenn er es sich nicht anmerken lässt. Damit gebe ich die Vorlage, dass es für mich völlig in Ordnung ist, unehrlich zu sein. An der Stelle kann ich noch so viel Ehrlichkeit von dem anderen erwarten, ich werde sie nicht bekommen. Kritisiere ich jetzt den anderen, so sollte ich ehrlich überprüfen, ob ich die Kritik auch auf mich richten kann, oder ob ich die Erwartung selbst lebe, die ich da grad von dem Anderen abfordere. War ich ehrlich und der andere ist es nicht, so erinnere ich mich an Situationen, in denen ich nicht ehrlich sein konnte und finde Verständnis für die Unehrlichkeit des anderen. Zeige ich dem anderen mein Verständnis, so kann er erfahren, dass er auch ehrlich sein kann.

Der Chef wird sich nicht selbst entlassen 

An dieser Stelle möchte ich die Unternehmer direkt ansprechen. Wie geht es Ihnen in Ihrem Unternehmen? Ist alles so, wie Sie es sich einst vorstellten? Haben Sie Ängste? Verbergen Sie etwas vor Ihren Mitarbeitern? Wird Ihnen manchmal alles zu viel? Benötigen Sie Hilfe? Wer weiß das von Ihnen? Sind Sie „nur“ eine Funktion in Ihrem Unternehmen oder auch der Mensch? Ich frage Sie all dieses, weil Sie in den Antworten am besten erfahren können, warum sich Ihre Mitarbeiter so verhalten, wie sie es tun, denn an diesen Fragen unterscheiden Sie sich nicht von ihnen.

In meiner Vision beginnt hier die Arbeit. Sie haben gegenüber Ihren Mitarbeitern den großen Vorteil, alles ausprobieren zu können, ohne zu riskieren, entlassen zu werden. Seien Sie derjenige, der in den Wald des Unternehmens das rein ruft, was alle heraus schallen sollen. Wollen Sie Transparenz, dann seien Sie transparent, wollen Sie Ehrlichkeit, dann seien Sie ehrlich, wollen Sie gelobt werden, dann loben Sie, wollen Sie Arbeitseinsatz, dann setzen Sie sich ein usw. usw. Sollten Sie sich in den Darstellungen dieser Seite mit Ihrem Unternehmen wiederfinden und mich um Hilfe bitten, das Gelesene live zu erleben, dann würde ich mich zu Beginn ganz Ihnen zuwenden, Ihnen als Privatperson. Sind Sie erst ein Mensch, der sich frei fühlt, der Freude hat, der Probleme als Herausforderung empfindet, der einfühlsam ist, sich Mitmenschen zuwendet und sich kümmert, dann werden Sie ohne weiteres Zutun Ihr Unternehmen mit positiver Energie anstecken, woraus das beste entstehen wird, was Ihre Gemeinschaft kreieren kann. An diesem Punkt wird Geld zu verdienen zum Ergebnis und nicht zum Ziel.